Sie wirken futuristisch, utopisch - wie aus einer anderen Welt. Manche sind nur so groß wie Ihre Betrachter, andere hingegen sind gigantisch:
Imposante Riesen aus Beton, Stahl und Stein, die in der beeindruckenden und abwechslungsreichen Landschaft zerstreut sind. Sie scheinen einsam und verlassen und dennoch geht von ihnen eine magische Faszination aus.
Die Rede ist von den mysteriösen, gigantischen Monumenten, die
auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien vorzufinden sind. Doch was macht sie so besonders? Sie sind ja schließlich “nur” sozialistische Denkmäler könnten einige sagen.
Diese Denkmäler, die
zu hunderten in der Zeitspanne von 1950 - 1990 im zweiten Jugoslawien entstanden sind, hatten die primäre Funktion, die Partisanenbewegung und der Widerstand gegen die Besetzung durch die Achsenmächte zu ehren. Viele Menschen sehen in ihnen nur Mahnmale aus vergangenen Zeiten. Eine Perzeption, die Ihnen nicht gerecht wird. Sie sind weitaus mehr…
Diese epischen, futuristischen Monumente
entsprechen nicht den Erwartungen, die man von einem Kriegsdenkmal hat. Dies ist nicht verwunderlich, wenn man ihren historischen Kontext betrachtet. J
ugoslawiens Bruch mit der UdSSR im Jahre 1948 führte zur Ablehnung des Sowjetischen, was sich u. a. auch auf die Kunst auswirkte.
Der
bis dahin dominierende, ideologisch begründete
Kunststil sozialistischer Realismus, der seinen Ursprung in der Sowjetunion hat,
wurde abgewiesen. Das Hauptmerkmal des sozialistischen Realismus liegt in der angestrebten Wirklichkeitsnähe mit der Themen aus dem sozialistischen Alltag zum Ausdruck gebracht wurden. Abstrakte oder rein ästhetische Erscheinung galten als dekadent, westlich und modernistisch und wurden deshalb von der Kommunistischen Partei der Sowjetunion abgewiesen.
Dies war in Jugoslawien
nur bedingt der Fall. Der besagte politische Bruch mit der UdSSR und die Offenheit zum Westen ermöglichte es
jugoslawischen Künstlern zu reisen, im wahrsten Sinne des Wortes Ihren Horizont zu erweitern, sich weiterzubilden und inspirieren zu lassen und eine gewisse Freiheit zu genießen, die Ihren Kollegen in der UdSSR verwehrt blieb.
Die Früchte dessen spiegeln sich im
facettenreichen plastischen Stil der unkonventionellen Monumente wider. Egal ob Modernismus, Minimalismus oder Expressionismus - viele Stilrichtungen werden in diesen Skulpturen vereint
. Ein Kunststil, der sich sicherlich hervorhebt, ist der Brutalismus. Massen von Beton in abstrakten und geometrischen Formen verleihen den Monumenten eine kosmische, surreale, aber auch kraftvolle Note.
Im Gegensatz zu den klassischen Kriegsdenkmälern des sozialistischen Realismus
verzichtete man bei diesen jugoslawischen Monumenten auf die grafische Darstellung des Grauens des Krieges. So vermied man es auch bei den Betrachtern negative Sentimente zu wecken, die die Idee der “Brüderlichkeit und Einheit” gefährden könnten. Ihre abstrakte Sprache ist universell. Man könnte sagen, dass sie so revolutionär wie die Revolution selbst sind, die sie ehren. Und auch wenn sie an die Vergangenheit erinnern, so drücken sie mit ihrer unorthodoxen Erscheinung zugleich eine Ausrichtung in die Zukunft aus.
Zu den
bekanntesten Denkmälern zählen
das Denkmal an die Schlacht von Sutjeska in Tjentiste (Bosnien),
das Denkmal der Revolution des Volkes der Moslavina in Podgaric (Kroatien),
das Denkmal des Aufstandes des Volkes von Kordon und Banija in Petrova Gora (Kroatien) und
die “Steinerne Blume” in Jasenovac (Kroatien). Wenn sie also durch scheinbar unberührte Natur wandern, kann es passieren, dass Sie plötzlich vor solch einer beeindruckenden Erscheinung stehen und sich die Möglichkeit bietet, sie wie in einem Freilichtmuseum zu betrachten.
Die Platzierung der Denkmäler ist so überraschend wie das kühne und ambitionierte Design. Man findet sie zum Teil
an den abgelegensten Orten, wo sie die Landschaft dominieren. Eine unheimliche Kraft kann von ihnen ausgehen und in manchen Momenten scheint es, als wären sie gewaltsam aus der Erde hervorgebrochen.
Mit den Jahren wurden
leider viele Monumente beschädigt oder gar zerstört, wie zum Beispiel
das Denkmal dem Siege der Revolution des Volkes in Slawonien in Kamenska (Kroatien). Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass das regionale und globale Interesse an den Monumenten dramatisch wächst. In 2018 stieß die
Ausstellung “Toward a Concrete Utopia: Architecture in Yugoslavia, 1948–1980“ im Museum of Modern Art (MoMA) in New York auf reges Interesse.
Zahlreiche internationale Blätter wie z.B.
The Telegraph berichteten über die “seltsamen und wundervollen Denkmäler des Balkans”. Mittlerweile gibt es sogar Touren, auf denen Sie versuchen können, dem Mysterium der Monumente auf die Spur zu kommen. Nutzen Sie Ihren Aufenthalt in einer unserer Luxusvillen in Kroatien dazu, um Geschichte und Kunst in seiner radikalen Vielfalt selbst zu erleben.
Maja Kovacevic
15.02.2021