Etwas verwunderlich, aber dennoch wahr:
Zwei Städte in verschiedenen Ländern tragen einen gemeinsamen Titel. Nova Gorica in Slowenien und Gorizia in Italien bewarben sich als
Zwillingsstädte für den Titel der
Kulturhauptstadt Europas 2025 und konnten sich gegen die konkurrierenden slowenischen Städte Ljubljana, Piran und Ptuj durchsetzen. Erfahren Sie in diesem Artikel, warum der Titel zu Recht nach
Italien und Slowenien geht und Wissenswertes über die
turbulente Geschichte und Kultur dieser malerischen Städte
am Fuß der Julischen Alpen.
Wie die Namen der Städte erahnen lassen, teilen
Nova Gorica und
Gorizia weitaus mehr als nur einen Titel. Sie waren einst eine Stadt und
standen als Görz bis 1918 unter österreichischen Einfluss. Eine Volkszählung im Jahr 1900 ergab, dass ca. 63 % der Bevölkerung Italiener, 19 % Slowenen und nur 11 % Österreicher waren. Berücksichtigt man diese Bevölkerungsverteilung, so ist es nicht verwunderlich, dass der
Erste Weltkrieg nicht spurlos an Görz vorbeiging. Im Jahr 1916 gelang es den
Italienern, die Stadt zum ersten Mal zu erobern, was im darauffolgenden Jahr jedoch zunichte gemacht wurde, als sie
von Österreich-Ungarn zurückerobert wurde.
1918 wurde Görz wieder von Italienern besetzt, bis es schließlich mit dem
Vertrag von Saint-Germain von 1919, der nach dem Ersten Weltkrieg die Auflösung der österreichischen Reichshälfte Österreich-Ungarns regelte, an Italien fiel und zu
Gorizia wurde. Doch das Schicksal der Stadt nahm mit dem
Zweiten Weltkrieg eine weitere Wendung.
Im Jahr 1945 stießen die
jugoslawischen Partisanen bis zum
Isonzo vor und erhoben
Anspruch auf das Stadtgebiet östlich des Flusses. In der Pariser Friedenskonferenz von 1947 wurden Verträge aufgestellt, die u. a. auch Grenzänderungen umfassten, wodurch
Gorizia schließlich geteilt wurde. Östlich der Altstadt verlief westlich der
Bahnstrecke Jesenice-Trieste quer über den Bahnhofsplatz
Piazza della Transalpina in Form eines
gewöhnlichen Metallzauns die neue Staatsgrenze zwischen Italien und Jugoslawien. Der östliche Teil von Gorizia wurde schließlich zu Nova Gorica, das unter dem Urbanisierungsprojekt des
Architekten Edvard Ravnikar weiter ausgebaut wurde.
Aufgrund dieser Umstände wurden oft
Parallelen zu Berlin gezogen. Der Vergleich ist nicht absurd,
hinkt jedoch etwas, da Italien und Jugoslawien stets
gute Beziehung bezüglich dieser Städte pflegten. Schon damals manifestierte sie sich in
zahlreichen Kultur- und Sportveranstaltungen, die sich positiv auf das Zusammenleben auswirkten und selbst nach dem Zerfall Jugoslawiens weitergeführt wurden und heute immer noch werden. Was könnte als besserer
Beweis für grenzüberschreitende Zusammenarbeit und gute Nachbarschaft dienen, als die gemeinsame Kandidatur zur
Kulturhauptstadt 2025?
Wenn Sie heute am Bahnhofsplatz spazieren, werden Sie
glücklicherweise keinen Metallzaun mehr vorfinden. Die Grenze kann seit 2007 ohne Kontrollen an jeder beliebigen Stelle überschritten werden.
Spazieren Sie durch die Straßen von Nova Gorica und Gorizia und überzeugen Sie sich selbst von den verschiedenen kulturellen Einflüssen, die diese Kulturstädte so
charmant und einzigartig machen. Die meisten Sehenswürdigkeiten sind fußläufig gut erreichbar.
Vergessen Sie nicht Ihren Fotoapparat!
Die Burg Görz aus dem 11. Jahrhundert erhebt sich malerisch auf einem Hügel über der Stadt. Sie war seit dem Spätmittelalter
Sitz der Grafen von Görz, auch Meinhardiner genannt, die zu den bedeutendsten Adelshäusern des südlichen Alpenraumes gehörten. Innerhalb dieser alten Gemäuer bietet Ihnen sich die Möglichkeit,
Geschichte hautnah zu erleben. Im Rittersaal befindet sich das
Museum des Mittelalters. Die Burg bietet u. a. auch einen interessanten Musiksaal mit
Reproduktionen mittelalterlicher Instrumente und eine Palastkapelle mit Gemälden der venezianischen Schule der Malerei sowie
Fresken der Renaissance.
Eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten befinden sich in der Nähe der Burg wie z. B. die
Kirche der Hl. Ignatius an der Piazza della Vittoria aus dem 18. Jahrhundert, die von Jesuiten erbaut wurde und einen beeindruckenden Altar des
venezianischen Malers Gregorio Lazzarini enthält. Besuchen Sie zahlreiche Palazzi, die vom Glanz längst vergangener Zeiten zeugen. Erwähnenswert ist sicherlich der
Palazzo Attems Petzenstein aus dem 19. Jahrhundert, das Kunstliebhaber mit seiner Pinakothek begeistern wird.
Auch das
Theater “Giuseppe Verdi”, der Trgovski Dom, der im Stil der Wiener Secession erbaut wurde und ein beliebter Veranstaltungsort ist, das
Haus Stisca bzw. Haus Krainer, das eine Paradebeispiel für den italienischen Jugendstil ist, die Synagoge und viele andere Sehenswürdigkeiten warten darauf, von Ihnen entdeckt zu werden. Mischen Sie sich unter die einheimischen und
genießen Sie außerdem das gastronomische Angebot in reizenden Cafés wie z. B. dem Caffè Garibaldi oder in den Restaurants im Stadtkern.
Falls Sie mobil sind, sollten Sie unbedingt auch die
Umgebung von Nova Gorica erkunden. Im Süden der “
Stadt der Rosen” befindet sich der Hügel
Kostanjevica, wo sich ein gleichnamiges
Franziskanerkloster aus dem 17. Jahrhundert und die Kirche Mariä-Verkündigung befinden. In der Krypta ruhen die letzten Mitglieder der Bourbonen, einer französischen Königsfamilie.
Nördlich der Stadt, gegenüber dem Hügel Kostanjevica, befindet sich auf einem Hügel die
wunderschöne Basilika Sveta Gora (dt. Heiliger Berg), die seit
mehr als 400 Jahren Pilger anzieht. Nach dem Aufstieg werden Sie mit einer
atemberaubenden Aussicht belohnt und an klaren Tagen kann man sogar in der ferne
Istrien oder auch
Venedig sehen.
Nova Gorica und Gorizia
arbeiten bereits an einem üppigen Kulturprogramm für das Jahr 2025, das in der Zukunft noch ausgearbeitet werden soll. Es bleibt also
spannend. Falls Sie Ihren Urlaub
in einer unserer schönen Villen mit Pool in Istrien verbringen, könnten Sie einen Tagesausflug nach Nova Gorica und Gorizia unternehmen und sich selbst von dem
Charme der Kulturhauptstadt Europas 2025 überzeugen.
Maja Kovacevic
13.2.2023